Ironman Pescara
Auch wenn mein Saisonhighlight ein anderes ist und mein Training gar nicht auf eine Mitteldistanz ausgerichtet war, wollte ich an einer teilnehmen. Aus Lust am Sport.
Select a race
Da ich für meine Mitteldistanz dieses Jahr gar kein Zeitziel definieren wollte, definierte ich für mich ein Kriterium für die Auswahl des Events. Das Event muss nicht schnell sein, sie muss nicht Ironman oder Challenge heißen. Das Einzige was zählt: sie muss ein Erlebnis sein.
Eigentlich wollte ich beim Schlosstriathlon Moritzburg starten. Dieser war aber schneller ausverkauft als ich dachte. Viel schneller. Daher musste also ein Plan B her. Nach langem hin und her, fiel die Entscheidung auf den IRONMAN 70.3 ITALY in Pescara. Die Vorstellung im Meer zu schwimmen fand ich super, die Radstrecke war nur 1 Runde (haben sie nach meiner Anmeldung geändert in einen zwei Runden-Kurs) und die Laufstrecke mit nur 2 Runden dem Meer entlang, entsprach meiner Vorstellung einer Mitteldistanz, die ich aus Spass am Sport machen möchte. Also angemeldet und los geht es mit etwas Training.
Triathlontraining in Grenzen
Da ich kein spezielles Zeitziel habe und Triathlon nicht ganz so zu meinem Jahresziel passt, war das Training auch etwas, naja sagen wir mal, angepasst reduziert im Vergleich zum letzten Jahr. Ich war zwar im Winter brav auf der Rolle und habe dort qualitative Einheiten gemacht. Was mir aber total fehlte, waren die langen Einheiten. Also hie und da wurde eine lange Radeinheit eingestreut und meine Läufe auf der Strasse, die ich bisher mied, wurden länger. Alles in allem war es zwar ein solides Training und so wie ich es wollte, aber bei weitem nicht bestzeitenfähig (was auch nicht Sinn der Sache war). Spass bei der Mitteldistanz haben und etwas erleben war ja mein Ziel.
Zwei Wochen vor dem Rennen hab ich mal die Vorhersage geprüft und da standen 42°C. Erstmal dachte ich, die meinen Fahrenheit, aber nein es waren Celsius. Ich brauchte also eine Kühlstrategie. Schon lange spekulierte ich mit der "Cooling RunCap" von Idenixx. Ich bestelle also die Kappe und hoffe auf die versprochene Funktion.
Pre Race Days
Freitag
Da wir schon am Freitag in Pescara waren, checkte ich als einer der ersten ein und wir plünderten das Merchandise Zelt.
Wir sahen uns den Startbereich sowie das Kriterium der Laufstrecke an. Eine Brücke über den Fluss "Pescara" (Ponte del Mare). Den Nachmittag nutzte ich noch um ein paar Intervalle zu laufen. Ich nutze dafür DIE Brücke um gleich mal ein positives Feeling zu bekommen.
Samstag
In der Früh noch eine kleine Radeinheit und eine Laufeinheit über meine geliebte Brücke hinterher. Das Race Briefing war um 9:00 morgens am Strand, es könnte schlechtere Locations geben. Die "schlechte" Nachricht für die meisten kam gleich zu Beginn, 24°C Wasser Temperatur. Mir war es egal, ob mit oder ohne Neo, mir geht es ja um den Spass. Ansonsten wurde nix neues erzählt. Wieder daheim, packte ich meine Säcke um am Nachmittag mein Rad einzuchecken. Die Wechselzone ist besonders lang. Sie geht durch eine gesamte Gasse und ist fast 400m lang. Da wird es schwierig mein Rad zu finden. Glück gehabt direkt beim ToiToi ist mein Platz, also auch im Wahn zu finden. Das Rad aufgehängt. Die Beutel versorgt, alle Wege noch mal eingeprägt und durchgegangen. Für den Renntag ist alles bereit. Fast alles. Denn es steht noch ein Schwimmen im Meer aus. Der Kurs war schon ausgesetzt, also nutzte ich das und schwamm einen Teil Probe. Die Wellen waren schon recht ordentlich zu spüren, obwohl noch kaum Wind war. Wenn es morgen also windig wird, wird es ein Spass. Ich freu mich sehr.
RaceDay
Der Wecker klingelt um 6:30 und ich frühstücke, Milchreis. Ich packe meine letzten Dinge zusammen und gehe los. 100m später drehe ich wieder um. Ohne Chip gibt es keine Zeitnehmung und der liegt daheim. Fängt super an.
In der Wechselzone mache ich die letzten Checks und gehe meine Wechsel mehrmals im Kopf durch. (Dann brauche ich im Ernstfall nicht mehr Nachdenken. Ich muss nur mehr machen. Meine Säcke räume ich genau so aus wie ich mir das in meinem Kopf durchgedacht habe).
Ich gehe zum Meer und siehe da, der Wind ist da. Das Meer ist unruhig und die Teilnehmer um mich rum auch. Per Lautsprecher sagen sie durch, dass Neo heute erlaubt ist. Sie aber den Kurs ändern. Safety first. Also aus dem V Kurs mit Landgang wird ein Rundkurs, welcher einmal zu durchschwimmen ist.
Im Video ist das Schwimmen und der Wellengang gut erkennbar, ab Sekunde 25.
Gegen 9:15 starten die Pros und um 9:25 die Age Grouper im Rolling Swim Start Verfahren. Die Pros sind in der Zwischenzeit schon sehr nahe am Ziel, damit ist klar, dass der Kurs doch um einiges kürzer ist, als die 1,9 km. Ich starte mein Rennen. Um die erste Boje geht es im Laufschritt (Wassertiefe 40-50cm). Irgendwann wird es tief genug und wir schwimmen, auf und ab, hoch und runter durch die Wellen. Die Wellen sind hoch und ich finde gefallen am Kampf mit der Natur. Nach der ersten Wendeboje fühle ich mich richtig wohl und schwimme an vielen Athleten vorbei. Es macht richtig Spass. Ab der zweiten Wendeboje geht es zurück zum Start. Da dazwischen eine Sandbank ist und die Wassertiefe dort auch nur 35cm beträgt, wird hier wieder gelaufen bis zum Ziel. Schwimmen war das ja jetzt nicht gerade, ein Abenteuer wars auf jeden Fall. Spass hat es gemacht, perfekter Start.
Am Weg zu Wechselzone steht meine Familie, ich freu mich sehr. Der Wechsel klappt wie vorgestellt und ich bin trotz Pipi Stopp, bei meinem ToiToi, schnell auf dem Rad. Die Radstrecke führt uns 10km auf der Autobahn, flach in den Westen. Danach geht es 12 km bergauf und 12 km wieder bergab. Im Anschluss 8km wieder auf der Autobahn zurück nach Pescara. Diese Runde fahren wir zwei Mal. Ich drücke ordentlich, aber bewusst nicht am Limit. Es macht Spass. Bergauf bin ich trotz meines mässigen Trainings immer noch gut drauf und wundere mich immer wieder, wieso so viele das kleine Blatt nutzen. Nach 94 km komme ich zurück zur Wechselzone und bin stolz auf mich, eine Mitteldistanz nur auf dem großen Blatt zurück gelegt zu haben. WATTMONSTER.
Das Rad schnell abgestellt und im Laufschritt zum Laufsack. Dabei den Helm abgenommen und vom Schiedsrichter einen Rüffel bekommen (zweites Rennen zweiter Rüffel. Das Rad habe ich ja schon längst abgestellt und war nach DTU/ÖTRV Regeln der Meinung ich kann den Helm abnehmen, wobei IRONMAN hier sichtlich eigene Regeln hat. Die Schiedsrichter haben mich im Visier). Trotzdem bin ich schnell durch die Wechselzone und fange an zu laufen. Schon bei den ersten Schritten merke ich, dass ich mich heute auch beim Laufen in der Comfortzone wohlfühle und das ist auch Okay für heute. So laufe ich Kilometer um Kilometer. Die Kilometermarkierungen sind zwar eine mentale Qual für mich, aber da muss ich durch. Dank meine Laufkappe bleibe ich kühl und fühle mich gut.(Der versprochene Effekt scheint wirklich einzutreten. Ich schwitze weniger). Bei vielen anderen Rennen war spätestens nach der 1 Runde die Lust draußen. Heute aber nicht, ich lief einfach weiter.
DIE Brücke nehme ich locker und entspannt. Das Training am Berg rentiert sich. Nach 19 Kilometern, kurz vor der Brücke, mache ich mir Gedanken über den Zieleinlauf und stelle es mir vor. Einige Athleten die ebenfalls fertig werden sind nur kurz vor mir und mit denen muss ich den Moment teilen. NEIN. Heute nicht. Ich habe noch Druck und meinen Beinen geht es gut. Also los gehts. Ich erhöhe das Tempo und wechsle auf Vorfusslauf. Es geht über die Brücke und ich lass nicht nach, die letzten beiden Kilometer lief ich kraftvoll, stark und schnell. Die Lücke hinter mir wird groß, sehr groß. Der Zielkanal ist meiner, ganz alleine meiner. Ich laufe ein und genieße es. Ich lasse mich feiern. Meine Familie steht da und Zeit für ein Küsschen ist immer. Ich habe richtig Spass. Ich laufe durch den Zielbogen, drehe mich um und da steht eine Sub 5 Stunden Zeit, da ich ohne Uhr meine Wettkämpfe bestreite, war ich total überrascht.
Fazit
Aus Spass am Sport wollte ich diese Mitteldistanz machen und ein Spass war es. Ich wollte die Strecke genießen und etwas erleben. Genau das habe ich. Es war ein Erlebnis und ich kann die Veranstaltung nur empfehlen. Die Helfer sind super nett und lautstark dabei. Die Strecken sind wirklich toll. Ich hoffe das die Veranstaltung mal Wetterglück hat beim Schwimmen.
Das ich überhaupt teilnehmen konnte, verdanke ich meiner Familie. Meine Frau hat mir die Tage davor den Rücken frei gehalten und mir Zeit verschafft um meine Vorbereitungen zu treffen. Danke!